Ich lebe nun schon seit 2 1/2 Jahren in Südafrika. Ich weiß, dass Südafrika die höchste Todesrate weltweit hat wenn es um Hiv positive Menschen und Aids geht. Ich kenn die Statistiken der Neuinfektionen pro Tag (2000), der Sterbenden pro Tag (1000), der infizierten in den verschiedenen Regionen des Landes. In der Gesammtregion Kapstadts ist jerder 3 Erwachsene Hiv positiv. In manchen der Townships wie Nyanga, Gugulethu, Crossroads und Langa wird sogar gesagt, dass jeder 2 Erwachse das Virus in sich trägt.
Manchmal sitze ich im Taxi und zähle. 1, 2nund 3-positiv.
Wird darüber gesprochen?
Nein.
Vorurteil, Aberglaube, Ausgrenzung.
Manchmal muss ich einfach weinen. All diese Menschen.
Hiv Aids hat ein Gesicht. Es sind nicht nur einfach Menschen in einer Statistik.
Sie sind Mütter, Väter, Söhne, Töchter, Nachbarn, Freunde.
Einiger meiner besten Freunde sind betroffen. Entweder weil ihre Familienangehörigen infiziert sind oder weil sie selber das tödliche Virus in sich tragen.
David Tuza Kotsedi ist einer von ihnen. Ein Freund von mir der vor 3 Wochen an den Folgen von Hiv verstorben ist.
Schmerz.
Wut.
Fragen.
Eine Familie zerrüttelt, hilflos vor Schmerz.
Was sagt man in einer solchen Situation?
Ich kann nichts sagen, hab keine Vorstellunng von dem Ausmaß des Schmerzes.
Ich saß einfach da, in einer kleinen Küche auf einem Kasten in einem Township Kapstadts und weine mit den Angehörigen.
Am Donnerstag hab ich hier in der einem der Townships bei Midrand eine Hiv Aids Konferenz besucht. Alido, einer meiner besten Freunde aus Kapstadt war dort als einer der Sprecher. Er ist selber Hiv positiv. Annika (eine meiner Freundinnen die zu Besuch hier war) und ich waren die einzigen Weißen in der Halle. Jeder der Anwesenden schrieb die Namen derer nieder die an Hiv Aids verstorben sind in ihrem Umfeld. So viele Namen!
Gegen Ende der Konferenz wurden Kerzen ausgehändigt und es wurde gebeten, dass alle Hiv positiven eine rote Kerze nehmen, die Hiv negativen eine weiße. Äusserst riskant! Vorurteile und Angst vor Ausgränzung bewirken in der Regel ein Leugnen der Betroffenheit. Nicht an diesem Tag, vielleicht, weil sie sich sicher fühlten zu wissen, dass die Mehrheit an der Konferenz positiv seien wird.
Ich stand vorne, da ich Alido assistiert hatte. Fast jeder im Raum hielt eine kleine rote Kerze in der Hand. Das Gefühl der Trauer und des Schmerzes war überwälltigend! Ich konnte vielleicht 8-10 weiße Kerzen erspähen.
Hiv ist Realität. Vielleicht nicht in Deutschland. Hier ist es Alltag. Und somit Teil meines Alltags, ob ich es wahr haben will oder nicht.
Ich schreibe das nicht, um euch Angst zu machen oder ein schlechtes Gewissen. Ich möchte euch einfach einen kleinen Eiblick in mein Leben, meine Gedanken, meinen Alltag geben.
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